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Fest der FreiheitDie ZukunftBevor, die nächsten Schritte, die schon eingeleitet wurden, kurz erläutert werden, sollte eine Selbstvergewisserung über die zentrale Aufgabe der näheren Zukunft vorangestellt werden: In den vorhergehenden Passagen wurde schon auf die zur Zeit zentralen Konflikte, die die Republik durchziehen, der Sache nach hingewiesen. Die zu leistende Kernaufgabe wird dabei genauso deutlich werden wie die durchaus realistische Möglichkeit, die Aufgabe zu bewältigen. Auch, wenn in Deutschland fast alle zum funktionalen Klagen neigen, dazu neigen, die Hürden hoch und die eigenen Leistungen klein zu reden, die Anforderungen, denen sich die jetzt lebenden Generationen ausgesetzt sehen, sind zwar hoch, aber, legt man die unmittelbaren Nachkriegssituationen von 1918 und 1945 zugrunde, vergleichsweise gut überschaubar. Daher sei zu den üblichen Klageliedern in Ost- und Westdeutschland nur folgendes festgestellt: Der Übergang von der alten DDR in die neue Bundesrepublik mag für viele Ostbürger mit Härten, sehr großen Härten verbunden gewesen sein, die immer noch andauernde Subventionierung der neuen Länder hat aber auch zu erheblichen, zumeist bagatellisierten Härten im Westen geführt. Festzustellen bleibt bei allen diesen Lasten: Wir haben alle Glück gehabt. Mehr als das: Hufeisen, vierblättriges Kleeblatt und alle weiteren Glückssymbole zusammen können einen so milden Verlauf des Übergangs nicht veranschaulichen: Denn normalerweise ist der Zusammenbruch zentralistischer Despotien wie der alten UdSSR und ihrer Vasallenstaaten mit einem letzten Aufbäumen und einem Endkampf verbunden - 20 bis 30 Millionen Tote ohne den Einsatz von Atomwaffen dürfen ohne Übertreibung veranschlagt werden. Wir wären eines der bevorzugten Schlachtfelder gewesen. Die Lasten mag jeder selbst aufsaldieren und er wird feststellen: Egal wie die Zumutungen der letzten Jahre zu bewerten sind, davon gekommen sind alle mit weniger als einem blauen Auge. Die Alliierten haben den Deutschen - Ost wie West - durch die Art der Konfliktführung im Kalten Krieg und zu Ende des Kalten Krieges nicht nur ihre Existenz geschenkt, sondern auch noch ihre Freiheit und schließlich sogar eine wirtschaftlich privilegierte Stellung gemäß am Weltmaßstab. Die wirtschaftlichen Lasten blieben alles in allem immer in einem Umfang, der irgendwie getragen werden konnte. Das gilt für die alte Bundesrepublik im Jahre 1949, deren Weltmarkteroberung, also deren Wirtschaftswunder, ohne die von Westalliierten geduldete zwanzigjährige Unterbewertung der DM nicht erklärbar wäre. Der geschenkte Reichtum der alten Bundesrepublik gab das wirtschaftliche Unterfutter für die beiden drei Integrationsleistungen derselben ab:
Zwei Personalien verdeutlichen dies. Es dürfte keinen weiteren Staat auf der Welt geben, in dem - bis vor Kurzem - ein Zuwanderer, einer der einst so geliebten "Rucksackdeutschen" Staatspräsident ist und zugleich die Regierungschefin auch noch eine "Neubürgerin", die gerade mal zwanzig Jahre ihren bundesdeutschen Pass in den Händen hält. Hierbei handelt es sich noch nicht einmal um bedeutungslose Einzelfälle: Eine Zeit lang wurde parallel auch die zweite große deutsche Partei von einem "Neubürger" geführt, der zudem nicht einmal wegen seines Herkommens aus der Provinz das Handtuch werden musste. Festgestellt wird dies alles, weil letztlich die Menschen ihre Kraft aus dem Geleisteten ziehen. Publikumsbeleidigung in Maßen belebt jede Veranstaltung, wird der Bogen überspannt, findet die Veranstaltung vor leeren Rängen statt. Dies und das ist der zweite Grund, gilt auch heute, wenn man sich die gemeinsam zu leistende Aufgabe vor Augen führt: Die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland zusammenzuführen. Und an dieser Stelle muss auf ein Problem, geradezu ein Tabu hingewiesen werden: das Thematisierungsmonopol der ostdeutschen Sichtweise. Halten diese Versuche, geschlagene Schlachten weiter zu schlagen, in dieser Form weiter an, sind die nächsten Wirkungen jetzt schon absehbar: Prozesse wie sie aus Belgien und Italien bekannt sind, werden auch hier eingeleitet. Die "Zahlmeister" der Nation werden sich auf den Standpunkt stellen, der Schwanz habe nicht mit dem Dackel zu wackeln, die eine oder andere menschliche Düpierung vor zwanzig Jahren hin oder her. Erwachsene haben sich irgendwann auch einmal in die Realitäten zu schicken, soweit sie halbwegs zumutbar bleiben. Erst recht, wenn sie diese Realitäten weitgehend selbst geschaffen haben. Im Kern war der Untergang der DDR - dies muss in Erinnerung gerufen werden - nicht auf eine Revolution, sondern auf eine kollektive Flucht zurückzuführen. Selbst bei den berühmten Montagsdemonstrationen wurde der Orientierungswechsel von den Bürgerrechtlern mit ihren politischen Vorstellungen zu den wirklichen Volksinteressen mehr als deutlich erkennbar: Der Wechsel von "Wir sind das Volk" zu der Parole "Wir sind ein Volk" markiert das kollektive "Rübermachen" als gemeinsames Ziel. Wenn jetzt der eine oder andere Wessi über die Undankbarkeit der Verlierer und Kostgänger räsonieren möchte, dann sei ihm geraten, vor der eigenen Tür zu kehren: Auch die Westdeutschen ertrugen die Generösität der Westalliierten mehr schlecht als recht und rechneten sich alleinig als Leistung an - Das Wirtschaftswunder: Wir sind wieder wer! -, was ihnen konzediert wurde. Letztlich interpretierten auch die Westdeutschen die Großzügigkeit der Sieger als Schwäche. Es geht also nicht ums Aufrechnen, es geht auch nicht um eine neue entwürdigende Devotheit des Ostens, wie sie in den Wendejahren freiwillig vorgeführt wurde. Aber so wie sich die einen damals sehr schnell den "Besser-Wessi" verbeten haben, haben die anderen keinen Grund sich andauernd den "Rechthaber-Ossi" gefallen lassen zu müssen. Erst recht nicht, wenn die Kritiker, gelernt ist schließlich gelernt, nach alter DDR-Manier ausgesprochen oder unausgesprochen den Mund verboten bekommen sollen. Erforderlich ist eine Verständigung über diese Prozesse sicherlich - aber auf gleicher Augenhöhe. Weder herrischer Hochmut des Westens noch erpresserischer Masochismus des Ostens. So wichtig eine solche kollektive Psychotherapie in den nächsten Jahren seien mag, entscheidend ist aber eine Verständigung über die Bedeutung der anstehenden Aufgaben - auf beiden Seiten. Nicht mehr, nicht weniger: Integration als demokratisch-republikanische Staatsbürgernation lautet diese Kernaufgabe - und zu integrieren sind dabei nicht nur die beiden, irgendwie doch noch fremden Staatsvölker in Ost und West, sondern auch die vielen kleinen neuen Völkerschaften auf deutschem Boden. Sofern die jeweiligen Personen hier dauerhaft bleiben wollen. Multi-Kulti stellte bisher den bleibenden Unterschied in den Vordergrund, Pluralismus die Vielfalt in der Einheit. Die Schritte, die mit Sicht für Duisburg auf die nächsten Jahre eingeleitet worden sind, können im Dokumententeil dem Förderantrag für 2010 entnommen werden. Die Schritte, die für das Vorhaben "Fest der Freiheit" generell anstehen, sind mit dieser Website eingeleitet. Die Verbreitung der Idee ist der erste Schritt, die Einstellung von Planungs- und Organisationsinstrumenten der nächste, ... - mit einer klaren Vorstellung vor Augen: Von Bürgern für Bürger: Ein "Fest der Freiheit" zum Verfassungstag! Das sollte es in wenigen Jahren in möglichst vielen, am besten in allen Städten geben. Auch die Bundesrepublik Deutschland braucht eine demokratische Staatsbürger-Kultur! Mit einer so gefügten neuen Staatsbürger-Nation lässt sich der Aufbau des neuen Europas mit neuer Kraft angehen.
Letzte Aktualisierung: 31. 10. 2010 - 18:14 Uhr |